Bei Vorgängen in der Atomhülle werden Photonen ausgesendet, die wir mit unseren Augen wahrnehmen können. Bei Vorgängen im Atomkern werden Objekte emittiert, die so energiereich sind, dass wir sie mit unseren Sinnen nicht direkt wahrnehmen können. Erst die Entwicklung von geeigneten Geräten haben den Fortschritt in der wissenschaftlichen Erforschung der Kernphysik ermöglicht.
Die Forschungen zur Kernphysik begannen im Jahr 1896 als Becquerel beobachtete, dass Uransalze eine Photoplatte schwärzen konnten. In den folgenden Jahrzehnten lernten die PhysikerInnen, dass Atomkerne vier Arten von radioaktiver Strahlung aussenden können. Drei Arten haben Sie bereits in der Mittelstufe kennengelernt:
- Alpha-Strahlen: das sind Heliumkerne, die aus 2 Protonen und 2 Neutronen bestehen und elektrisch zweifach positiv geladen sind.
- Beta-Strahlen: das sind Elektronen, die auf extrem hohe kinetische Energien beschleunigt wurden.
- Gamma-Strahlen: das sind Photonen, die sich (wie alle anderen Photonen auch) mit Lichtgeschwindigkeit bewegen und eine extrem große Energiemenge transportieren, denen also eine sehr große Frequenz bzw. eine sehr kleine Wellenlänge zugeordnet werden kann.
Die vierte Art der radioaktiven Strahlung sind Neutronen mit großer kinetischer Energie. Da Neutronen elektrisch neutral sind, kann man sie nicht durch elektrische oder magnetische Felder ablenken. Auch kann man Neutronen nicht wie Photonen durch Photodetektoren detektieren. Die Messung von freien Neutronen ist daher deutlich komplizierter als die Messung der anderen drei Arten radioaktiver Strahlung.
In vielen Jahren der Forschung zum radioaktiven Zerfall hat man Masse und Energie von radioatkiven Atomen und ausgesandten Quantenobjekten addiert und dabei festgestellt, dass bei der Energiebilanz Energie fehlt. Um die Energiebilanz zu reparieren, hat man die Existenz noch weiterer Quantenobjekte postuliert: Neutrinos.
Neutrinos sind elektrisch neutrale Quantenobjekte, die eine sehr geringe Masse haben. Daher der Name: Neutrino als eine Art Mini-Neutron. Neutrinos haben nur eine sehr geringe Wechselwirkungswahrscheinlichkeit mit Materie, so dass Neutrinos leicht die gesamte Erde durchdringen können, ohne mit anderen Quantenobjekten wechselzuwirken. Neutrinos kann man nicht direkt mit Messgeräten nachweisen.