Es gibt zwei Arten von Radioaktivität:
- natürliche Radioaktivität, bei welcher in der Natur vorkommende instabile Nuklide zerfallen.
- künstliche Radioaktivität, bei welcher künstlich vom Menschen hergestellte Nuklide zerfallen.
Seit der Entstehung der Erde vor vielen Milliarden Jahren haben bis heute nur die natürlichen instabilen Nuklide überlebt, die eine extrem lange Halbwertszeit haben. Instabile Nuklide mit einer kurzen Halbwertszeit sind längst zerfallen und haben sich in stabile Nuklide umgewandelt. Die meisten radioaktiven Nuklide wandeln sich direkt in ein Nuklid um, das stabil ist. Wenige wandeln sich in Nuklide um, die selbst instabil sind und weiter radioaktiv zerfallen. Man kennt heute noch 3 Zerfallsreihen von instabilen Nukliden, die bereits bei der Bildung der Erde gebildet wurden:
- Uran-238-Zerfallsreihe, die im stabilen Nuklid Blei-206 endet
- Uran-235-Zerfallsreihe, die im stabilen Nuklid Blei-207 endet
- Thorium-232-Zerfallsreihe, die im stabilen Nuklid Blei-208 endet
Manche Nuklide werden auf natürliche Weise zu radioaktiven Nukliden, indem Sie in der Atmosphäre mit kosmischer Strahlung (aus dem Weltall kommende hochenergetische Quantenobjekte) wechselwirken. Wir sind also ständig natürlicher Radioaktivität ausgesetzt.
Viele radioaktive Nuklide werden in Kernkraftwerken oder in physikalischen Laboratorien erzeugt, indem man natürliche Nuklide mit Quantenobjekten wechselwirken lässt. So entstehen künstliche radioaktive Nuklide. Die meisten radioaktiven Nuklide sind künstlich hergestellte Nuklide. Man beobachtet folgende radioaktive Zerfallsarten beim Zerfall künstlicher vom Menschen hergestellter Nuklide:
- Alpha-Zerfall (A): Das Ausgangsnuklid sendet ein Alpha-Teilchen bestehend aus 2 Protonen und 2 Neutronen aus.
- Beta-Minus-Zerfall (B-): Das Ausgangsnuklid sendet ein Elektron und ein Antineutrino aus.
- Beta-Plus-Zerfall (B+): Das Ausgangsnuklid sendet ein Positron (positiv geladenes Elektron) und ein Neutrino aus.
- Elektronen-Einfang (EC): Das Ausgangsnuklid fängt ein Elektron aus der Atomhülle ein und sendet ein Neutrino aus.
- Protonen-Emission (P): Das Ausgangsnuklid sendet ein Proton aus.
- Neutronen-Emission (N): Das Ausgangsnuklid sendet ein Neutron aus.
- Spontaner Zerfall (SF): Das Ausgangsnuklid zerfällt in zwei kleinere Nuklide und sendet dabei unterschiedliche Quantenobjekte aus.
- Gamma-Zerfall (γ): Das Ausgangsnuklid sendet ein Gamma-Quant (Photon) aus.
- Spontane Ionisation: Der Atomkern sendet ein Gamma-Quant aus, das von einem Hüllenelektron absorbiert wird, woraufhin das Hüllenelektron das Atom verlässt (spontane Ionisation).
Manche dieser Prozesse können auch mehrfach gleichzeitig auftreten:
- Doppelter Beta-Minus-Zerfall (2B-): Es werden gleichzeitig zwei Elektronen und zwei Anitneutrinos ausgesendet.
- Doppelter Beta-Plus-Zerfall (2B+): Es werden gleichzeitig zwei Positronen und zwei Neutrinos ausgesendet.
- Doppelter Elektroneneinfang (2EC): Es werden gleichzeitig zwei Elektronen der Atomhülle eingefangen und zwei Neutrinos ausgesendet.
- Doppelte Protonen-Emission (2p): Es werden gleichzeitig zwei Protonen ausgesendet.
Das sieht schon anders aus als in der Mittelstufe, als beim radioaktiven Zerfall lediglich Alpha-, Beta-, und Gammazerfall genannt wurde. Wenn Sie eine Isotopentafel ansehen, werden Sie diese genannten Zerfallsarten in der Legende sehen, da die Autoren der Isotopentafeln versuchen alle jemals beobachteten Vorgänge zu dokumentieren.
Wir werden uns im Leistungskurs auf die natürlich vorkommenden Zerfallsarten konzentrieren:
- Alpha-Zerfall
- Beta-Minus-Zerfall
- Beta-Plus-Zerfall
- Elektronen-Einfang
- Gamma-Zerfall