Zu 1.: Wenn am Kondensator keine Spannung anliegt, pendelt die ausgelenkte Kugel etwas hin und her und wird schließlich durch den Luftwiderstand gebremst. Wenn die Platten und die Kugel ungeladen sind, wirkt auf eine ausgelenkte Kugel nur die Gravitationskraft, die bewirkt dass die Kugel sich wieder zurück in Richtung ihrer Ruhelage bewegt. Die Pendelbewegung wird immer schwächer, da der Luftwiderstand die Bewegungsenergie und Lageenergie der Kugel in Wärmeenergie umwandelt.
Zu 2.: Wenn der Kondensator mit Hilfe einer angelegten Spannung aufgeladen wird, kann man keine elektrische Kraftwirkung auf die ungeladene Kugel beobachten. Auch ein geladener Kondensator bewirkt keine Änderung der Bewegung einer ausgelenkten ungeladenen Kugel, da auf eine neutrale Kugel keine elektrische Kraft wirkt.
Zu 3.: Wenn der Kondensator aufgeladen ist und die Kugel eine der Platten berührt, kann man eine Kraftwirkung auf die Kugel beobachten. Wenn die Kondensatorspannung groß genug ist, beginnt die Kugel periodisch hin- und herzupendeln. Wenn die Kugel eine der geladenen Kondensatorplatten berührt, fließen Elektronen auf die Kugel oder werden von dieser abgesaugt (je nach Ladung der Kondensatorplatte), da diese einen Metallüberzug hat und die Elektronen sich so leicht bewegen können. Zwischen den Kondensatorplatten und der geladenen Kugel wirkt jetzt eine elektrische Kraft, welche die Kugel beschleunigt. Wenn die Kugel die gegenüberliegende Kondensatorplatte berührt, wird die Kugel umgeladen. Da die Kondensatorplatte und die Kugel gleichgeladen sind, stoßen sie sich gegenseitig ab und die Kugel bewegt sich von der Kondensatorplatte weg. Dieser Vorgang wiederholt sich bei der Berührung der gegenüberliegenden Platte, allerdings mit umgekehrter Polung.
Zu 4.: Wenn die geladenen Kugel bei 200 V in der Mitte erst festgehalten und dann wieder losgelassen wird, bleibt die Kugel in einer stabilen Position etwas ausgelenkt stehen. Wenn die Spannung dann erhöht wird, beobachtet man eine größere Auslenkung der Kugel. Wenn der Plattenabstand bei gleicher Spannung verkleinert wird, beobachtet man ebenfalls eine größere Auslenkung der Kugel. Auf die ausgelenkte Kugel wirkt gleichzeitig die Gravitationskraft, welche zum einen den Faden spannt und die Kugel in Richtung der Ruhelage drängt (die Gravitationskraft wird wegen dem Faden in zwei Komponenten aufgeteilt) und die elektrische Kraft, welche die Kugel in Richtung einer der Platten zieht. Die Kugel wird soweit ausgelenkt, bis die horizontale Komponente der Seilkraft und die elektrische Kraft gleich stark sind.
Zu 5. und 7.: Wenn die Spannung erhöht wird, wird die Kugel weiter ausgelenkt. Wenn die Spannung verkleinert wird, verkleinert sich die Auslenkung. Wenn bei einer pendelnden Kugel die Spannung erhöht wird, beginnt die Kugel schneller hin und her zu pendeln. Die Frequenz (Anzahl der Hin- und Herbewegungen pro Sekunde) wird größer. Wenn die Spannung zwischen den Kondensatorplatten erhöht wird, fließen mehr Elektronen auf die negativ geladene Platte und von der positiv geladenen Platte werden mehr Elektronen abgesaugt. Dadurch üben mehr Ladungen eine Kraft auf die Kugel aus. Die Kugel wird weiter ausgelenkt bzw. erfährt diese wegen \(F = m \cdot a\) eine größere Beschleunigung und die Zeit für die Bewegung zur anderen Platte wird kleiner.
Zu 6. und 8.: Wenn der Abstand zwischen den Kondensatorplatten vergrößert wird, wird die Kugel weniger weit ausgelenkt. Wenn der Abstand verkleinert wird, vergrößert sich die Auslenkung. Wenn bei einer pendelnden Kugel der Abstand zwischen den Platten verringert wird, erhöht sich die Frequenz der pendelnden Kugel. Nach dem Coulomb-Gesetz wird die Kraft zwischen Ladungen um so größer, je kleiner der Abstand zwischen den Ladungen ist. Wenn die Platten einen kleineren Abstand haben, bewirken sie gemeinsam eine größere Kraft auf die geladene Kugel, die weiter ausgelenkt wird bzw. wieder stärker beschleunigt wird. Ausserdem wird der Weg, den die Kugel zurücklegen muss kürzer, so dass sich die Pendelfrequenz erhöht.
Wir wissen aus dem Experiment:
- die elektrische Feldstärke wird größer, wenn die Spannung steigt,
- die elektrische Feldstärke wird größer, wenn der Abstand der Platten kleiner wird.
Wir vermuten, dass dieser Zusammenhang proportional bzw. antiproportional ist. Daher folgt aus \(E \sim U\) und \(E \sim \frac{1}{d}\), dass \(E = \frac{U}{d}\)
Für den Zusammenhang zwischen der angelegten Spannung \(U\), dem Abstand \(d\) der Kondensatorplatten und der elektrischen Feldstärke \(E\) gilt
\[
E = \frac{U}{d}\]
Überprüfung der Einheiten:
- die elektrische Feldstärke \(E\) hat die Einheit \(\rm{\tfrac{N}{C}}\)
- die Spannung \(U\) hat die Einheit \(\rm{V}\)
- der Abstand hat die Einheit \(\rm{m}\)
Aus dem Newtonschen Grundgesetz \(F = m \cdot a\) folgt, dass die Einheit Newton auch geschrieben werden kann, als:
\[
\rm{1 \,N = 1 \, \frac{kg \cdot m}{s^2}}\]
Wenn ein Körper eine Strecke \(s\) bewegt werden soll und dazu eine Kraft \(F\) wirkt, benötigt man für diesen Vorgang die Energie: \(E = F \cdot s\). Die Einheit Joule kann folglich geschrieben werden als:
\[
\rm{1 \, J = 1 \, \frac{kg \cdot m}{s^2} \cdot m = 1 \, \frac{kg \cdot m^2}{s^2}}\]
Für die Spannung gilt: \(U = \frac{E_\rm{el}}{Q}\). Also kann die Einheit Volt geschrieben werden als:
\[
\rm{1 \,V = 1 \, \frac{J}{C} = 1 \, \frac{kg \cdot m^2}{s^2 \cdot C}}\]
Der Quotient \(\frac{U}{d}\) hat damit die Einheit:
\[
\rm{1 \, \frac{\frac{kg \cdot m^2}{s^2 \cdot C}}{m} = 1 \, \frac{kg \cdot m}{s^2 \cdot C} = 1 \, \frac{N}{C}}\]
was der Einheit der elektrischen Feldstärke entspricht. Damit ist die Formel \(E = \frac{U}{d}\) für die elektrische Feldstärke sinnvoll.
Beim letzten Beispiel wurde berechnet, dass im Plattenkondensator eine elektrische Feldstärke von
\[
E = 7,14 \cdot 10^{4} \, \tfrac{\rm{N}}{\rm{C}}\]
wirkt. Wenn die Platten des Plattenkondensators eine Entfernung von 10 cm haben, kann berechnet werden, welche Spannung im Realexperiment angelegt werden muss:
Aus \(E = \frac{U}{d}\) folgt \(U = E \cdot d = E = 7,14 \cdot 10^{4} \, \tfrac{\rm{N}}{\rm{C}} \cdot 0,10 \, \rm{m} = 7,14 \, \rm{kV}\)
Man müsste also eine Spannung von etwa 7140 Volt an den Plattenkondensator anlegen, um bei einem Plattenabstand von 10 cm eine elektrische Feldstärke von \(E = 7,14 \cdot 10^{4} \, \tfrac{\rm{N}}{\rm{C}}\) zu erzeugen.