Mit einem Wien-Filter kann man aus einem Strahl geladener Objekte diejenigen mit einer bestimmten Geschwindigkeit \(v\) herausfiltern.
Erklären Sie die Funktionsweise eines Wienfilters und leiten Sie begründet eine Formel her, die den Zusammenhang zwischen den Feldgrößen und der Geschwindigkeit angibt.
(Abi 2010 eA AII, 2014 eA AI)
Der Strahl mit den geladenen Objekten soll im folgenden ein Elektronenstrahl sein. Im gewählten Beispiel soll das Magnetfeld B in die Ebene zeigen und das elektrische Feld E aus Sicht der Kraftwirkung auf ein Elektron als negativer Probeladung von unten nach oben gerichtet sein.
Sobald der Elektronenstrahl den Bereich des geladenen Kondensators erreicht, erfährt ein Elektron eine elektrische Kraft \(F_{el}\) nach oben, da es vom Minuspol abgestoßen und vom Pluspol angezogen wird. Durch das gleichzeitig im Kondensator vorhandene Magnetfeld erfährt das Elektron nach der linken-Hand-Regel eine Lorentzkraft \(F_L\) nach unten (siehe Abbildung 2).
Alle Elektronen, welche mit der betragsgleichen Kraft nach oben und unten abgelenkt werden, können den Wienfilter geradlinig durchfliegen (grauer Strahl). Überwiegt die elektrische Kraft \(F_{el}\), werden die Elektronen nach oben abgelenkt (roter Strahl). Ist der Betrag der Lorentzkraft \(F_L\) größer, werden die Elektronen nach unten abgelenkt (grüner Strahl).
Im folgenden soll hergeleitet werden, welche Geschwindigkeit ein Elektron haben muss, um den Wien-Filter geradlinig zu durchfliegen. Für die elektrische Kraft \(F_{el}\), welche im Kondensator auf ein Elektron wirkt, gilt:
\[
F_{el} = q \cdot E\]
mit \(q\) = Ladung eines Elektrons, \(E\) = Elektrische Feldstärke
Für die Lorentzkraft \(F_L\), welche im Bereich des Magnetfelds auf ein Elektron wirkt, gilt:
\[
F_L = q \cdot v \cdot B\]
mit \(q\) = Ladung eines Elektrons, \(v\) = Geschwindigkeit eines Elektrons, \(B\) = magnetische Flussdichte
Für die Elektronen, welche den Wien-Filter geradlinig durchfliegen, gilt:
\[
F_L = F_{el}\]
Setzt man die Formeln ein, folgt:
\[
\begin{align}
F_L &= F_{el} \\
q \cdot v \cdot B &= q \cdot E \\
v \cdot B &= E \\
v &= \frac{E}{B}
\end{align}\]
Damit hat man gezeigt: Alle Elektronen mit der Geschwindigkeit \(v = \frac{E}{B}\) können den Wienfilter geradlinig durchfliegen. Da bei der Herleitung die Ladung \(q\) weggefallen ist, gilt diese Formel für alle geladenen Objekte, also auch z.B. Protonen und Ionen.