Wir betrachten im folgenden harmonische Wellen. Das sind Wellen, deren Oszillatoren durch rotierende Zeiger mit konstanter Winkelgeschwindigkeit modelliert werden können.
Die Schwingung eines jeden einzelnen Oszillators der Welle kann mit folgender Sinusfunktion beschrieben werden:
\[
s(t) = A \cdot \sin(\omega \cdot t) = A \cdot \sin(2 \pi \cdot f \cdot t) = A \cdot \sin \left( \frac{2 \pi}{T} \cdot t \right )\]
mit Auslenkung \(s\), Amplitude \(A\), Winkelgeschwindigkeit \(\omega\), Frequenz \(f\), Periodendauer \(T\), Zeit \(t\).
Zwischen den Oszillatoren wirkt eine Kraft, so dass aufgrund der Auslenkung des ersten Oszillators der zweite ausgelenkt wird, deswegen der dritte, ... Man sagt auch, dass sich die Störung bzw. Phase ausbreitet. Die Geschwindigkeit \(c\) (Phasengeschwindigkeit), mit der sich die Phase ausbreitet, hängt von der Größe der Kopplungskraft ab. Je größer diese ist, desto schneller breitet sich die Phase aus. Wenn die Phase einen Ort \(x_1\) erreicht hat, beginnt der Oszillator, der sich an diesem Ort befindet an zu schwingen.
Für die Phasengeschwindigkeit \(c\) gilt \(c = \frac{x_1}{t_1}\). Diese Gleichung löst man nach der Zeit auf. Ein Oszillator, der sich in der Entfernung \(x_1\) vom ersten Oszillator befindet, beginnt nach der Zeit \(t_1\) an zu schwingen. Es gilt:
\[
t_1 = \frac{x_1}{c}\]
Der Ozillator am Ort \(x_1\) schwingt genauso wie der erste Oszillator, aber beginnt seine Schwingung später, nämlich zum Zeitpunkt \(t-t_1\), wenn man mit \(t\) die Zeit angibt, die vergangen ist, nachdem der erste Oszillator seine Schwingung begonnen hat. Die Schwingungsgleichung für den Oszillator am Ort \(x_1\) lautet dann:
\[
s_\text{x_1}(t) = A \cdot \sin \left(\omega \cdot (t - t_1) \right)\]
Diese Gleichung soll jetzt so weiter entwickelt werden, dass man damit die Schwingung eines jeden Oszillators der Welle modellieren kann. Dazu wird die Zeit \(t_1\), welche die Welle benötigt um einen Ort \(x_1\) zu erreichen, ersetzt mit \(t_1 = \frac{x_1}{c}\):
\[
s_\text{x_1}(t) = A \cdot \sin \left(\omega \cdot \left( t - \frac{x_1}{c} \right) \right)\]
Wenn man diese Gleichung auf jeden Ort \(x\) der Welle anwenden möchte, ersetzt man \(x_1\) allgemein mit \(x\) und fügt \(x\) als zweite Variable in das Argument der Auslenkung \(s\) ein:
\[
s(x, t) = A \cdot \sin \left(\omega \cdot \left( t - \frac{x}{c} \right) \right)\]
Für die Winkelgeschwindigkeit \(\omega\) gilt: \(\omega = \frac{2 \pi}{T}\), so dass folgt:
\[
s(x, t) = A \cdot \sin \left( \frac{2 \pi}{T} \cdot \left( t - \frac{x}{c} \right) \right)\]
Der Abstand zweier Oszillatoren einer Welle, die genau gleich schwingen, nennt man die Wellenlänge \(\lambda\) der Welle. In der Periodendauer \(T\), also der Zeit, die ein Oszillator für eine vollständige Schwingung benötigt, legt die Phase der Welle genau eine Wellenlänge \(\lambda\) zurück (siehe folgende Simulation).
Es gilt also:
\[
c = \frac{\Delta s}{\Delta t} = \frac{\lambda}{T}\]
und damit gilt für den Zusammenhang zwischen Phasengeschwindigkeit \(c\), Periodendauer \(T\), Frequenz \(f\) und Wellenlänge \(\lambda\):
\[
\lambda = c \cdot T = c \cdot \frac{1}{f} \,\,\,\, \text{oder} \,\,\,\ c = \lambda \cdot f\]
In der Wellengleichung kann man die innere Klammer mit der Periodendauer \(T\) ausmultiplizieren und \(c \cdot T\) mit \(\lambda\) ersetzen:
\[
\begin{align}
s(x, t) &= A \cdot \sin \left( \frac{2 \pi}{T} \cdot \left( t - \frac{x}{c} \right) \right) \\
&= A \cdot \sin \left( 2 \pi \cdot \left( \frac{t}{T} - \frac{x}{c \cdot T} \right) \right) \\
&= A \cdot \sin \left( 2 \pi \cdot \left( \frac{t}{T} - \frac{x}{\lambda} \right) \right)
\end{align}\]
Mit Hilfe dieser Wellengleichung kann die Auslenkung \(s(x, t)\) eines Oszillators am Ort \(x\) zum Zeitpunkt \(t\) berechnet werden:
\[
s(x,t) = A \cdot \sin \left( 2 \pi \cdot \left( \frac{t}{T} - \frac{x}{\lambda} \right) \right)\]