Wellen, wie Schallwellen, Wasserwellen, elektromagnetische Wellen,... breiten sich im Raum aus. Wir betrachten jetzt eine Situation in der zwei Wellensender vorhanden sind. Wenn jeder der beiden Sender eine Welle aussendet, dann treffen sich in einem gewählten Raumpunkt zwei Wellenzüge. Der Oszillator in diesem Raumpunkt wird von den beiden ankommenden Wellenzügen beeinflusst, so dass seine Oszillation (Schwingungsbewegung) eine Folge der Überlagerung der beiden Wellen in diesem Punkt ist. Die Überlagerung der beiden Wellenzüge in einem Raumpunkt nennen wir Interferenz der Wellenzüge.
Wenn Wellensender ihre Wellenzüge aussenden, breiten sich diese in dem Raum aus, der für die Oszillation zur Verfügung steht:
- Bei einer Seilwelle breitet sich die Welle entlang des Seils aus.
- Eine Wasserwelle breitet sich auf der Wasseroberfläche aus.
- Eine Schallwelle breitet sich in einem Medium aus, bei dem Moleküle um ihre Ruhelage schwingen können (Gas, Flüssigkeit, Festkörper).
- Eine elektromagnetische Welle (z.B. Handy-Funk, WLAN-Signal, Licht) kann sich auch im leeren Raum ausbreiten, da die oszillierenden elektrischen und magnetischen Felder kein Trägermedium brauchen.
Die Oszillatoren einer Welle (z.B. Seilatome, Luftmoleküle, elektrische und magnetische Felder,...) schwingen um ihre Ruhelage, bleiben im zeitlichen Mittel aber an ihrer Position. Benachbarte Oszillatoren sind aneinander gekoppelt, weswegen Energie von einem Oszillator auf den nächsten übertragen wird. Da jeder Oszillator im zeitlichen Mittel seine Position nicht verändert, breitet sich nur die Schwingungsenergie im Raum aus.
- Bei einer Seilwelle breitet sich die Schwingung entlang des Seils, also in einer Raumrichtung aus. Wenn keine Energie durch Reibung verloren geht, bleibt die Schwingungsenergie erhalten und die Oszillatoren schwingen alle mit gleicher Amplitude. Eine solche Welle nennt man eine eindimensionale Welle.
- Bei einer Wasserwelle breitet sich die Schwingung auf der Wasseroberfläche, also in zwei Raumrichtungen, aus. Wenn der Wellensender pro Sekunde eine bestimmte Energiemenge aussendet (Sender-Leistung \(P\)), verteilt sich die Energiemenge auf alle Oszillatoren, die kreisförmig in einem Abstand \(r\) um den Sender angeordnet sind. Für den Umfang \(U\) eines Kreises mit dem Radius \(r\) gilt: \(U = 2 \pi \cdot r\). Die Anzahl der Oszillatoren, auf welche sich die Schwingungsenergie verteilt, nimmt also proportional zum Abstand zur Quelle zu.
- Bei einer elektromagnetischen Welle (z.B. Licht) kann sich die Schwingung in den gesamten Raum, also in drei Raumrichtungen ausbreiten. Wenn eine Lichtquelle (z.B. eine LED) pro Sekunde eine bestimmte Energiemenge in alle Raumrichtungen abstrahlt, verteilt sich die Energie auf alle Oszillatoren, die kugelförmig in einem Abstand \(r\) um die Lichtquelle angeordnet sind. Für die Oberfläche \(O\) einer Kugel mit dem Radius \(r\) gilt: \(O = 4 \pi \cdot r^2\). Die Energiemenge, die pro Sekunde eine bestimmte Fläche durchdringt (z.B. 1 Joule pro Sekunde und pro Quadratzentimeter), nennt man die Intensität \(I\) der Welle. Da die Oberfläche der Kugel quadratisch mit dem Abstand größer wird, nimmt die Intensität \(I\) der Welle, also die Energiemenge, die sich pro Sekunde auf einen Quadratzentimeter verteilt, quadratisch mit dem Abstand \(r\) ab. Es gilt: \(I \sim \frac{1}{r^2}\).
Die Intensität ist proportional zum Quadrat der Amplitude der Welle: \(I \sim A^2\). Also gilt für die Amplitude der Welle abhängig vom Abstand zur Lichtquelle:
\[ \begin{align} A^2 &\sim I \sim \frac{1}{r^2} \\ A &\sim \sqrt{\frac{1}{r^2}} \\ A &\sim \frac{1}{r} \end{align}\]
Die Amplitude der Schwingung einer elektromagnetischen Welle halbiert sich also, wenn man den Abstand zur Lichtquelle verdoppelt. Das gilt auch für andere Wellen, die sich in den gesamten Raum ausbreiten, z.B. Schallwellen.