Das Kundtsche Interferenzohr ist ein Glasrohr, in das eine geringe Menge eines sehr leichten Materials (Korkmehl, Styroporkügelchen,...) eingefüllt wird. Das Material wird auf die gesamte Länge des Rohrs verteilt und sammelt sich aufgrund der Schwerkraft unten im Glasrohr.
Auf der einen Seite des Glasrohrs wird ein Lautsprecher angebracht, der einen Sinus-Ton mit nur einer einzigen Tonhöhe (Frequenz \(f\)) aussendet. Eine solche Schallwelle ist eine longitudinale Welle, bei welcher die Luftmoleküle in Ausbreitungsrichtung um ihre Ruhelage schwingen. Auf der anderen Seite des Glasrohrs befindet sich ein bewegliches Hindernis (Stempel), an welchem die Schallwelle reflektiert wird.
Am Stempel können sich die Moleküle im Festkörper kaum bewegen, weswegen die Luftmoleküle nur sehr wenig Energie an die Festkörpermoleküle übertragen können. Die Schwingung wird mit einem Phasensprung von \(\pi\) reflektiert. Die virtuellen Oszillatoren schwingen am Stempel in entgegengesetzter Phase, so dass ein Schwingungknoten entsteht und der reale Oszillator nicht schwingt. Die reflektierte Welle bewegt sich durch das Glasrohr zurück zum Lautsprecher.
Wenn der Lautsprecher eingeschaltet ist, schwingen die Luftmoleküle um ihre Ruhelage. Nur die Schallwelle, also die Schwingungsenergie bewegt sich durch das Glasrohr vom Lautsprecher zum Stempel und zurück. Die vom Lautsprecher ausgesandte Welle und die am Stempel reflektierte Welle überlagern sich im Glasrohr. Um diese Überlagerung zu modellieren, denken wir uns an jedem Punkt im Glasrohr zwei virtuelle Oszillatoren. Der eine virtuelle Oszillator gehört zur Welle, die vom Lautsprecher ausgesendet wird und der andere virtuelle Oszillator gehört zur Welle, die am Stempel reflektiert wird. Die Interferenz zweier longitudinaler Wellen kann man nur schwer darstellen. Deswegen denken wir uns die Schallwelle als Transversalwelle und lassen die virtuellen Oszillatoren quer zur Ausbreitungsrichtung schwingen. Nachdem die Interferenz fertig modelliert ist, können wir die Schwingung des realen Oszillators wieder longitudinal in Ausbreitungsrichtung denken.
Wenn die Lautsprecherwelle und die reflektierte Welle eine Länge haben, so dass am offenen Ende beim Lautsprecher ein Minimum (Schwingungsknoten) entsteht, kann nur sehr wenig Energie in das Rohr transportiert werden. Die Schwingungsamplitude im Rohr ist gering.
Einen Schwingungsknoten (Minimum) beim Lautsprecher beobachtet man immer dann, wenn die Entfernung zwischen dem offenen Ende und dem Stempel ein geradzahliges Vielfaches der Viertel-Wellenlänge ist.
Wenn die Lautsprecherwelle und die reflektierte Welle eine Länge haben, so dass am offenen Ende beim Lautsprecher ein Maximum (Schwingungsbauch) entsteht, kann sehr viel Energie in das Rohr transportiert werden und die Schwingungsamplitude im Rohr ist maximal. Die Lautsprecherwelle und die reflektierte Welle schwingen in Resonanz.
Einen Schwingungsbauch (Maximum) beim Lautsprecher beobachtet man immer dann, wenn die Entfernung zwischen dem offenen Ende und dem Stempel ein ungeradzahliges Vielfaches der Viertel-Wellenlänge ist.
Bestimmung der Wellenlänge mit dem Kundtschen Rohr:
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Man stellt den Stempel so ein, dass die stehende Welle in Resonanz schwingt.
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Die Bestandteile des leichten Materials (z.B. Korkmehl) werden von den stark schwingenden Luftmolekülen bewegt. Das Korkmehl sammelt sich vor allem an den Stellen, wo die stehende Welle nicht schwingt (Minima). Man misst die Entfernung zweier Anhäufungen des Korkmehls, um die Entfernung \(d\) zweier Minima zu bestimmen. Um die Genauigkeit der Messung zu verbessern, misst man die Entfernung \(x\) von \(n\) Minima und teilt diese Entfernung durch \(n\): \(d = \frac{x}{n}\) bei n Minima.
- Die Entfernung von einem Minimum zum nächsten Minimum entspricht bei einer stehenden Welle einer halben Wellenlänge. Wenn \(d\) die Entfernung zweier Minima ist, dann gilt für die Wellenlänge \(\lambda = 2 \cdot d\).
Nachdem man die Wellenlänge \(\lambda\) bestimmt hat, kann man die Schallgeschwindigkeit \(c\) berechnen. Dazu muss die Frequenz \(f\) des Lautsprechers bekannt sein:
\[
c = \lambda \cdot f\]