Wenn man Licht in einem Raum einschaltet, ist der gesamte Raum sofort überall hell. Wenn man eine Taschenlampe auf ein entferntes Objekt richtet und einschaltet, sieht man sofort das entfernte Objekt. Lange Zeit gab es keine Möglichkeit zu entscheiden, ob Licht sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit fortbewegt oder ob das Licht ohne Zeitverzögerung überall ist, nachdem die Lichtquelle (z.B. ein Feuer) entfacht wurde. Für die damaligen messtechnischen Möglichkeiten ist Licht einfach zu schnell.
Der erste, dem es gelang zu zeigen, dass Licht eine endliche Geschwindigkeit hat, war Ole Rømer, der im 17. Jahrhundert in Kopenhagen geforscht hatte. Im 17. Jahrhundert wurden die Teleskope so leistungsfähig, dass man die Jupitermonde beobachten und deren Umlaufzeit genau vermessen konnte. Bei jedem Umlauf verschwand der Jupitermond Io hinter dem Jupiter und tauchte nach einer bestimmten Zeit wieder auf. Der Zeitabstand zwischen zwei Zeitpunkten, in denen Io den Schatten verlässt, beträgt 42 Stunden und 27 Minuten. Io benötigt also für einen vollständigen Umlauf um Jupiter 42 h, 27 min.
Die Überlegungen von Rømer, aus denen er schloss, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist, werden im folgenden vorgestellt:
Hypothese 1: Licht bewegt sich mit einer unendlich hohen Geschwindigkeit fort.
Folgerung aus der Hypothese: Wenn sich Licht ohne Zeitverzögerung ausbreitet, dann fällt das Licht der Sonne im gleichen Moment auf Io, in dem es von der Sonne ausgesendet wurde. Das Licht, das Io reflektiert, fällt im gleichen Moment in das Teleskop, in dem Io es reflektiert hat. Man beobachtet also astronomische Ereignisse genau in dem Zeitpunkt in dem sie stattfinden.
Erwartung für die Messergebnisse: Für einen Umlauf um Jupiter benötigt Io 42 h und 27 Minuten. Wenn man mit dem Teleskop einen Schattenaustritt von Io beobachtet, kann man diesen Zeitpunkt aufschreiben. Wenn man zu diesem Zeitpunkt immer 42 h, 27 min addiert, kann man den Fahrplan eines Jahres für Io berechnen. Legt man den Io-Fahrplan neben ein Teleskop, dann wird man immer zu einem berechneten Zeitpunkt mit dem Teleskop beobachten, wie Io den Schatten des Jupiter verlässt.
Hypothese 2: Licht bewegt sich mit einer endlichen Geschwindigkeit fort.
Folgerung aus der Hypothese: Wenn Licht eine endliche Geschwindigkeit hat, dann benötigt das Licht eine gewisse Zeit, um die riesigen Entfernungen zwischen Sonne, Io und Erde zurückzulegen. Das Licht, das von Io reflektiert wird, braucht eine bestimmte Zeit, bis es die Erde erreicht hat. Man beobachtet astronomische Ereignisse zu einem späteren Zeitpunkt, als der Zeitpunkt in dem sie stattfinden.
Erwartung für die Messergebnisse: Wenn die Erde auf der Seite der Sonne ist, die dem Jupiter zugewandt ist, benötigt das reflektierte Licht von Io eine kürzere Zeit zur Erde, als wenn die Erde auf der anderen Seite der Sonne ist. Wenn man den mit der unendlichen Lichtgeschwindigkeit berechneten Io-Fahrplan neben ein Teleskop legt, dann beobachtet man, dass Io verspätet aus dem Schatten austritt. Dabei gilt:
- je weiter die Erde von Io entfernt ist, desto größer ist die Verspätung,
- je näher die Erde bei Io ist, desto geringer ist die Verspätung.
Wenn die Lichtgeschwindigkeit endlich ist, weicht die Beobachtung des Schattenaustritts von Io im Laufe eines Jahres von dem berechneten Flugplan aus Hypothese 1 ab.
Als Rømer die vorausberechneten Zeitpunkte des Io-Schattenaustritts mit den tatsächlich beobachteten Zeitpunkten verglich, stellte er fest, dass Io im Laufe eines Jahres bis zu 22 Minuten verspätet beobachtet wurde. Heute misst man mit besseren Zeitmessgeräten und besseren Teleskopen eine maximale Verspätung von etwa 17 Minuten.
Rømer bestätigte erstmals mit seinen Messungen die Hypothese 2: Licht hat eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Überlegungen von Rømer können Sie in der folgenden Simulation nachvollziehen.
In einem neuen Fenster starten: Messung der Lichtgeschwindigkeit nach Rømer